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Michael Schmid ist mein Name und ich bin der Barfußphilosoph. Was es damit auf sich hat und wie es dazu kam, erzähle ich hier. Der Name ist einfach und kurz erklärt: Ich laufe stets barfuß durch die Welt und die Philosophie ist meine Berufung. Zum sehr umfangreichen Thema Philosophie komme ich später und an anderer Stelle. Hier geht's um die baren Füße - ein Thema, zu dem ich oft interviewt werde.
Wenn ich durch die Straßen gehe, bekomme ich zigmal am Tag Reaktionen auf meine Barfüßigkeit. Gerade hier im Ruhrgebiet muss man diesbezüglich ein sehr dickes Fell haben, denn nicht alle Reaktionen sind positiv. Es ist von Hochachtung und Respektsbekundungen über verwirrte Blicke und Erschrecken bis hin zum Auslachen und Abscheu alles dabei. Oft ist es aber auch einfach nur freundliche Neugierde. In unserer westlichen Welt ist die Mode so tief ins Unterbewusstsein eingedrungen, daß vieles gar nicht mehr hinterfragt wird. Ich hinterfrage gerne, und so fragte ich mich zum Beispiel auch, warum ich denn bei über 30° C meine Füße weiter einzwängen und keine Luft heranlassen solle.
Evolutionär sind die Menschen lange Zeit ohne Fußbekleidung ausgekommen. Im Mittelalter und in der Nachkriegszeit war das bei Vielen an der Tagesordnung, wenngleich auch eher aus Gründen der Armut. Auch heutzutage ist die Barfüßigkeit in vielen Regionen der Welt noch Normalität. Ein gesundheitliches Problem hatten und haben diese Menschen damit aber nicht - ganz im Gegenteil.
Komisches Barcelona I: Flughafen
Vor ein paar Monaten, Charterflug LH 3305 Barcelona-Düsseldorf, planmäßiger Abflug 19:35 Uhr:
Wie üblich, erscheine ich zum Boarding gegen 19:18 Uhr als einer der letzten, da das Schlangestehen nicht so mein Ding ist. Eine, aus einer Uniform ragende, Hand ging hoch, formte sich dann zu einem Fingerzeig auf meine Füße. Dazu ein irritiertschauend-wichtigtuend-belehrendes Gesicht, welches an anderer Stelle aus dem Dienstanzug lugte. Der darin enthaltene Mund öffnete sich, um mir die Frage zu stellen, was das denn solle. Ich ersparte mir den Blick nach unten, denn ich war mir ziemlich sicher, daß mir niemand unmodische Schuhe oder farblich nicht passende Socken angezogen hatte. Ich erklärte dem Herrn in der Uniform, daß die Barfüßigkeit für mich normal sei, und ich immer so herumliefe. "So geht das nicht!", wollte er mir zu verstehen geben. Den Gefallen jedoch tat ich ihm nicht, denn ich verstand das nicht - was solle daran schon nicht gehen? Es sind schließlich Füße, und die sind allein in der letzten Woche 150 km bar gegangen. Die 30 Meter durch den Schnorchel ins Flugzeug würden sie auch noch schaffen.
Ich solle mal nachschauen, ob ich nicht irgendein Paar Schuhe im Rückengepäck habe, war sein weiteres Ansinnen. Es hätte mich sehr verwundert, wenn mir jemand nach dem Sicherheitscheck Fußeinenger zugesteckt hätte, doch ich schaute vorsichtshalber nach. "Nöö!", sagte ich ihm dann auf englisch. Da fiel ihm nichts anderes ein, als telefonieren zu müssen.
Nach einer Bitte-warten-Geste folgte ein weiteres Telefonat, währenddessen eine weitere Nachfrage, ob ich nicht doch irgendwas Fußumhüllendes hätte. Nun war der Pokerspieler in mir geweckt. Hinter dem dazu passenden Gesicht kamen mir diese Gedanken:
'Du bluffst doch. Was willst du denn machen? Willst du den ganzen Flieger warten und mein Gepäck wieder rausholen lassen? Eine Klage riskieren?
Wäre es mir nun wirklich wichtig, könnte ich mir zwei DIN-A-4-Blätter nehmen, jeweils ein Loch reinpiken und einen Zeh hindurchstecken. So hätte ich Flip-Flops. Wären immernoch wesentlich sicherer als High-Heels. Auch könnte ich mir mein Flugticket mit einem Gummi um einen Fuß peppen und einbeinig in den Flieger hüpfen.
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Also gut, lasse ich mich auf das Spiel ein. Ich habe zwar auch nichts auf der Hand (bzw. auf dem Fuß), doch ein probates Mittel gegen einen Bluff ist ein Gegenbluff. Ich gehe All-In*.'
"Nein, ich habe dergleichen nichts bei", sagte ich ihm.
Nach dem zweiten Fernruf folgte ein dritter mit der Vorwarnung "moment, please". "Ich habe Zeit", erwiderte ich, "das Flugzeug wartet ja auch". Mittlerweile war der geplante Abflugzeitpunkt Vergangenheit. Während des vierten Anrufs hielt der Uniformträger den Hörer zur Seite, um mit mir ein paar Worte zu reden:
"So, ich habe nochmal mit dem Piloten gesprochen - der will Sie so nicht mitnehmen. Ihr Koffer wurde gerade wieder ausgeladen. Wir haben Sie umgebucht auf eine Maschine, die morgen Mittag losfliegt. Hier habe ich eine Dame vom Lufthansa-Schalter am Apparat, die erzählt Ihnen das Weitere. Mit ihr können Sie dann auch deutsch reden."
'Mmhh', dachte ich, 'hab ich ihn nicht aus dem Spiel bekommen. Und sein Blatt war noch ein kleinwenig besser als meins. Rien ne va plus! Aber was soll’s – das Nachtleben von Barcelona soll ja nett sein, so kann ich es wenigstens ein bißchen kennenlernen.‘
Na gut, nun war ich auf die Begründung gespannt, die da so klang:
"Wenn Sie sich verletzen ...", die Dame merkte, daß ich zu einem Gegenwort ausholte und schoss schnell nach:"... selbst wenn es nur am Finger ist ..."
Der Schuss saß! Mitten durch's Sprachzentrum ins Großhirn. Nun stand ich da mit offenem Mund und bedeppertem Gesicht. Ich ergab mich meinem Schicksal. Bei solch umwerfender Logik war ich weit überfordert. Da war es auch egal, daß sie deutsch mit mir sprach. Ich verstand ebensoviel, wie wenn sie ostusbekisch oder zentralvatikanisch redete.
Am nächsten Tag stürzten sich schon bei derGepäckaufgabe die Lufthansamenschen mit flehenden Blicken auf mich: "Sie haben doch hoffentlich Schuhe im Rucksack!?" Ja, hatte ich, und ich zog sie sogar für die letzten 30 Meter Weg ins Flugzeug an, wo sie dann wieder im Sack verschwanden.
Und was in Barcelona in dieser Nacht noch so alles passierte, sind zwei andere Geschichten …
* Für Nicht-Pokerspieler: All-In ist ein Spielmanöver, bei dem man all sein (Spiel-) Geld einsetzt. Damit müßte der Gegenspieler sehr viel bzw. alles riskieren, wenn er es zum Kartenvergleich kommen lassen will. Und wenn er wenig auf der Hand hat, kann er das kaum.
Komisches Barcelona II: Bahnhof
Nach dieser Geschichte fuhr ich mit dem Zug zum Bahnhof Barcelona-Sants, in dem ich schon früher am Tag war und von dem aus ich weiter in die Innenstadt wollte. Nun wußte ich zwar, daß dieser Bahnhof irgendwo links auf dem Stadtplan eingezeichnet war, aber ich fand ihn bei der dezenten Beleuchtung dort nicht. Als internationaler Großmeister des Verlaufens und -fahrens ist es für mich kein Problem, das Ziel nicht zu finden, doch den Startpunkt schon nicht zu finden, ist auch für mich etwas verwirrend.
Ein Glück, daß gerade ein Info-Schalter in der Nähe war, den ich auch fand. Mit der Dame hinter’m Tresen dialogisierte ich dann fragenderweise (bzw. questionierend, denn es war auf englisch), wobei ich ihr den ausgefalteten Stadtplan hinhielt (ich sage es vorab: Der Dialog ist nicht übertrieben wiedergegeben!):
„Wo sind wir denn hier?“
„In Sants.“
„Ja, doch wo ist das hier?“, und tippte auf den Plan.
„Im Bahnhof.“
„Ja, das sehe ich, doch wo genau ist das?“ Ich hielt den Plan höher.
„In Barcelona.“
„Natürlich, doch wo ist das auf dem Plan?“
„Bahnhof Sants!“
„Ja, ich weiß, wir sind in Barcelona, im Bahnhof Sants, doch wo genau ist das hier?“ Ich wischte mit dem Finger auf der Karte (ich sah, daß Smartphonebesitzer damit erfolgreich sind).
„In Spanien!“
„Ok, Michael“, redete ich nun telepathisch mit mir selbst, „ganz ruhig! Gaanz ruuhig und gaaanz laaangsam ziehst du nun die Schneidezähne wieder aus dem Holztresen. Bei all den Erfahrungen, die ich hier schon machen durfte, möchte ich nicht noch erleben, bei einem Zahnarzt auf dem Stuhl zu landen (ließe er mich denn barfuß darauf). Obschon: Fragte er, wo denn ein Zahn fehle, wüßte ich, wie ich zu antworten hätte: ‚in Europa!‘"
Komisches Barcelona III: Gastronomie
Was an dem Abend weiter geschah:
Nachdem ich nun meinen Koffer vom Laufband genommen hatte (es war der erste, der kam ... naja, ok, der letzte auch) ging ich zur Touri-Info um ein Hotelzimmer zu buchen. Glücklicherweise durfte ich erst nach mir das vorgestellte Absperrband schließen, da sie dort Feierabend machten. Sie erzählten mir, daß gerade tausende Leute ankamen und es keine freien Hotelzimmer in der Nähe des Flughafens gäbe. Ich könne selbst bei den weiter entfernteren Hotels anfragen. Eine vierseitige Hotelliste drückten sie mir in die Hand. Die half mir aber nicht sonderlich, denn ich wollte in die Innenstadt und hatte keinen Schimmer, wo die einzelnen Hotels liegen. Bei den Hotels, die mir später über den Weg liefen, bekam ich tatsächlich auch kein Zimmer – ob meine Barfüßigkeit eine Rolle spielte, weiß ich nicht. „Naja, kein Problem“, so mein Denken‚ „der erste Zug zum Flughafen fährt um 5 - dort kann ich mich dann ein bißchen weglegen. Und Nächte durchmachen konnte ich schon als Säugling gut, glaubt man Ohrenzeugenberichten.“
Also schloß ich mein Gepäck ein und fuhr zum Ort des berühmten Nachtlebens von Barcelona, zu den Ramblas. Nach dem Abendessen und nachdem ich die Gegend einige mal durchkreuzte, entschloß ich mich, auf einem Gaststättenstuhl auf den Morgen zu warten. An einem größeren Platz steuerte ich auf einen solchen, draußen stehenden zu. Der beanzugte Kellner kam, sah und schickte. Keine Schuhe – keine Stühle, na ok. Direkt nebenan waren Sitzgelegenheiten einer anderen Restauration, wo ich auch bedient wurde. Etwa 24 Minuten später – ich hatte mein Glas Wein zu einem Drittel geleert – wurde ich zum Gehen bewegt, da der Laden schloß. Nächste Rambla-Runde: Ich entdeckte eine Cocktailbar, gut besucht, meinem Geschmack entsprechend und ich kam auch rein. Der erste Meter war überhaupt kein Problem, bis dann ein Angestellter doch eines sah – und ich sah mich dann auf der nächsten Runde. Bei der folgenden Gaststätte durfte ich mich hinhocken, doch es erwartete mich ein Déjà -vu: Glas drittel leer, Kneipe macht zu. Nächste Runde, diesmal größer. Ein Hard-Rock-Cafe lief mir über den Weg – leider aber auch vorbei: Ein Señor am Eingang schaute auf meine Füße und gab mir zu verstehen, daß der Schuppen schloß.
Naja, gut, man kann natürlich nicht erwarten, daß in einem Dorf wie Barcelona so der Nachtbär tanzt oder eine solche Weltenoffenheit herrscht, wie es in der Weltstadt Marl der Fall ist, aber eine Dorfpinte, wo man mal gemütlich - auch als Außerirdischer - sein Glas austrinken kann, ist bestimmt eine gute Geschäftsidee.
Ich kann mir mittlerweile auch vorstellen, warum die ganzen Hotels ausgebucht waren: Alle einfliegenden oder umsteigenden Gäste aus Ländern, wo Schuhe nicht zum Standardrepertoire gehören, kommen einfach nichtmehr raus aus Barcelona. Da bekommt das Wort Touristenfalle doch gleich eine tiefere Bedeutung.